Altes Testament

Andreas Käser: Reiseziel Altes Testament

Andreas Käser: Reiseziel Altes Testament. Die Welt der biblischen Geschichtsbücher und ihre Botschaft, Marburg: Francke-Buch, 2022, geb., 288 S., € 18,–, ISBN 978-3-96362-267-0


Viele Christen tun sich schwer damit, die Geschichtsbücher des Alten Testaments zu lesen. In der Fülle der geschichtlichen Details erschließt sich dem Bibeleinsteiger oft nicht, worum es eigentlich geht. Im schlimmsten Falle legt er die Bibel gleich wieder beiseite. Die Lesehilfe von Andreas Käser soll hier Abhilfe schaffen. Schritt für Schritt führt sie in die verschiedenen Bücher ein, erklärt historische und kulturelle Hintergründe und vor allem literarische und narrative Zusammenhänge. Hier und da etwas Einleitungswissen und einige hermeneutische Impulse runden die Darstellung ab. Eine Abstreichliste am Ende des Buches soll motivieren, die Geschichtsbücher vollständig durchzulesen.

Zum Verfasser: Dr. Andreas Käser hat Theologie und Germanistik studiert. 2007 promovierte er an der Uni Tübingen mit einer Studie zum Verhältnis von Literaturwissenschaft und historischer Exegese im deuteronomistischen Geschichtswerk. Seit 2017 ist er Dozent an der Theologischen Akademie Stuttgart.

Zu den Geschichtsbüchern zählt der Vf. die fünf Bücher des Pentateuchs, Josua, Richter, Rut, 1/2 Samuel, 1/2 Könige, 1/2 Chronik, Esra, Nehemia und Ester – in dieser Reihenfolge. In der Einteilung folgt der Vf. somit dem christlich-reformatorischen Kanon. Auf anderes historisches oder narratives Material (z. B. bei den Schriftpropheten) wird am Rande hingewiesen, jedoch beschränkt sich diese Monografie auf die eben genannten biblischen Bücher.

Vor dem eigentlichen Durchlauf durch die Bücher gibt es fünf Kapitel, in denen wichtige methodische Grundlagen gelegt werden. In Kapitel 1 („Die Reise beginnt“) beschreibt der Vf. sein Ziel, nämlich, den Leser auf eine Reise durch das AT zu nehmen und zum Lesen von Gottes Wort zu motivieren. Das wirft die Frage auf, warum gerade das AT als Gottes Wort gilt und es für Christen wichtig ist. Diese wird in Kapitel 2 („Warum das AT für Christen so wichtig ist“) behandelt. Hier ist anzumerken, dass der Vf. sich in Übereinstimmung zur evangelikalen Tradition zur Inspiration der 66 Bücher der Bibel bekennt, ein spezifisches Inspirationsverständnis formuliert er jedoch nicht. Kapitel 3 („Aufbau und Sprache des AT“) vermittelt dem Leser wichtige Hintergrundinformationen zum AT, wie den Aufbau des reformatorischen wie auch des jüdischen Kanons und die wichtigen Textquellen (MT, LXX, Qumran). Die hier eingeführten Begriffe werden im Weiteren im Buch vorausgesetzt. In Kapitel 4 geht es dann um „Geschichte, Kultur und Geographie“ des AT. Diese Themen kann der Vf. freilich nur in groben Zügen streifen.

Kapitel 5 („Verfasser der AT-Bücher und Kanonisierung des AT“) behandelt Einleitungsfragen sowie Fragen zur Kanonbildung. Bei Fragen der Verfasserschaft wird stets auf traditionelle Zuschreibungen hingewiesen (wie z. B., dass Mose als Verfasser des Pentateuch und Samuel als Verfasser von Richter, Rut, Samuel galt). Auch wenn der Vf. eine gewisse Sympathie für diese Positionen erkennen lässt, schließt er sich ihnen nicht ausdrücklich an. Im Gegenteil, letztlich scheint dem Vf. die Frage nicht entscheidend zu sein: „Wenn der Bibeltext selbst damit leben kann, dass er uns seinen Autor, dessen Zeit und dessen Absicht nicht zu erkennen gibt, dann müssen auch wir nicht alle diese Fragen letztgültig beantworten können“ (48). In Bezug auf den Pentateuch bedeutet das, dass der Vf. einerseits davon ausgeht, dass Mose an der Abfassung des Pentateuchs unter Zuhilfenahme von mündlichen und schriftlichen Quellen beteiligt war, der Pentateuch aber nach Moses (und Josuas) Tod noch mehrfach überarbeitet wurde.

Bei der Behandlung der einzelnen Bücher wird auf historische und hermeneutische Fragestellungen hingewiesen, jedoch treten diese für den Vf. hinter die literarische Betrachtung zurück. Der Vf. will dem Leser in erster Linie helfen, in die Erzählung einzutauchen. Die Darstellungsweise hilft vor allem interessierten Laien, indem mögliche Hürden genommen werden, um sich den biblischen Texten anzunähern. Aber auch zur Vorbereitung auf eine Bibelkundeprüfung ist das vorliegende Buch geeignet. Die wesentlichen Inhalte der biblischen Bücher werden kompakt zusammengefasst. Jedem Buch wird eine Gliederung vorangestellt; teilweise werden einzelne Abschnitte noch weiter untergliedert. Ab und zu gibt es noch weitere Abbildungen, wie z. B. Jahrestafeln, Karten oder Stammbäume. Im Hinblick auf die Zahl der Illustrationen ist das Buch allerdings noch ausbaufähig.

Insgesamt ist zu sagen, dass sich das Buch hervorragend als niederschwelliger Einstieg für einen Einführungskurs in das Alte Testament eignet. Auch Autodidakten, die in das Alte Testament eintauchen wollen, finden in diesem Buch den geeigneten „Reisebegleiter“. Theologiestudenten sollten weitere Literatur wie z. B. eine Einleitung (besser: mehrere Einleitungen!) zur Hand nehmen, um sich mit den in der Forschung verhandelten Fragen vertraut zu machen. Das Erscheinen eines zweiten Bands, der die Schriftpropheten und die poetische und Weisheitsliteratur des AT behandelt, ist wünschenswert.


Dr. Wolfgang Köhler, Studienleiter der Gemeindeakademie, Senior Lecturer für Altes und Neues Testament am European Nazarene College