Altes Testament

Koert van Bekkum / Gert Kwakkel / Wolter Rose (Hg.): Biblical Hebrew in Context

Koert van Bekkum / Gert Kwakkel / Wolter Rose (Hg.): Biblical Hebrew in Context. Essays in Semitics and Old Testament Text in Honour of Professor Jan P. Lettinga,Oudtestamentische Studiën 74, Leiden: Brill, 2018, geb. XV+199 S., € 85,–, ISBN 978-90-0438084-4

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Diese Festschrift ist zu Ehren des 1921 geborenen Semitisten Jan P. Lettinga veröffentlicht worden, der von 1951 bis 1987 Dozent und später außerordentlicher Professor für semitische Sprachen an der Theologische Hogeschool Kampen (Oudestraat) war. Lettinga ist vor allem für seine Grammatica van het Bijbels Hebreuws bekannt, die im niederländischen Sprachgebiet viel gebraucht wurde und wird, aber darüber hinaus auch auf Deutsch (seit 2016 in einer gründlichen Neubearbeitung von Heinrich von Siebenthal) und Französisch erhältlich ist. Wie bei einer Festschrift kaum anders zu erwarten, decken die Aufsätze darin ein breites Spektrum ab. Ihnen ist jedoch ein deutliches philologisches Interesse gemein, worin sich auch der Schwerpunkt von Lettingas Arbeit wiederspiegelt.

Im ersten Aufsatz „Hebrew pelīlīm and Old Assyrian palālum“ diskutiert Klaas Veenhof die Bedeutung des Nomens in Ex 21,22 und kommt zu dem Ergebnis, dass es eine abstrakte Pluralbildung ist und in der Präpositionalphrase biplīlīm am besten mit „by judicial arbitration / assessment“ zu übersetzen ist.

Wido van Peursen und Martin Baasten bieten in ihrem Aufsatz mit dem Titel „A Dutch Grammar of Biblical Hebrew: J. P. Lettinga’s Grammatica van het Bijbels Hebreeuws and Its Revisions“ einen Überblick über die wichtigeren Neuerungen der von ihnen bearbeiteten neuesten Ausgabe von Lettingas hebräischer Grammatik aus dem Jahr 2012. Von Interesse sind hier vor allem die folgenden Punkte: das Šwa als Zeichen der Vokallosigkeit (und damit nicht mehr als mehrdeutiges Zeichen für entweder einen reduzierten Vokal oder Vokallosigkeit); Angabe der Qualität und nicht der Quantität von Vokalen durch die masoretischen Vokalzeichen; die Aufgabe der Begriffe Genitiv und Akkusativ; die Bedeutungen der Präformativkonjugation und vor allem die Einführung des Themas Informationsstruktur mit den Begriffen topic und focus. Zusammen mit dem Begriff extraposition ermöglicht dies, den casus pendens der herkömmlichen hebräischen Grammatik, den verblosen Satz mit einem pronominalem Element (den sogenannten dreiteiligen Nominalsatz), den Gebrauch des infinitivus absolutus mit einem wurzelgleichen finiten Prädikat und die Satzgliedfolge in Partizipialsätzen deutlicher zu schreiben.

Koert van Bekkum, Aufsatz mit dem Titel „The ‚Language of Canaan‘: Ancient Israel’s History and the Origins of Hebrew“ ist erwähnenswert, weil darin ein guter Überblick über die Facetten des Themas mit den verschiedenen Argumenten aus der vergleichen Semitistik und der Soziolinguistik geboten wird.

In „Forgiveness of Sin for the Price of a New-born’s Life? 2 Samuel 12:13–15 Reconsidered“ argumentiert Willem A. M. Beuken dafür, dass die Aussage in 2 Sam 12,14b „der Sohn, der dir geboren worden ist, muss sterben“ als Teil der Versöhnung Gottes mit David und der Wiederherstellung der moralischen Ordnung interpretiert werden sollte und nicht als Strafe für den vorangegangen Ehebruch und Mord.

Im nächsten Aufsatz „Stilling or Stirring up the Sea? The Translation of Isaiah 51:15“ spricht sich Jaap Dekker dafür aus, das Verb רגע Qal abweichend von Wörterbüchern und der deutlichen Mehrheit der Kommentare mit „stillen, beruhigen“ und nicht mit „erregen“ wiederzugeben. Davon bin ich allerdings noch nicht überzeugt, weil dafür der folgende Satz trotz der wayyiqtol-Form als temporaler Nebensatz („als seine Wellen brausten“) bestimmt werden muss.

Eric Peels legt in seinem Aufsatz mit dem Titel „,But Fear not, O Jacob my Servant!‘ Place and Function of the Salvation Oracle Jeremiah 46:27–28 MT“ dar, dass die Textdublette Jer 31,10−11 und Jer 46,27−28 ihren ursprünglichen Platz in Jer 30−31 hat und sekundär in Jer 46−51 die Funktion hat, das Thema Heil für Israel, das am Ende der Fremdvölkersprüche in Jer 50−51 bereits vorkommt, auch am Anfang dieses Buchteils hervorzuheben.

Die übrigen Aufsätze bieten, was der Titel jeweils besagt:

Willem H. Ph. Römer, „Keilalphabetische Briefe aus Ugarit: Deutsche Übertragung von KTU3 2.10, 2.11, 2.12, 2.16 und 2.26“

Takamitsu Muraoka, „Remarks on the Verbal Rection in Biblical Aramaic“

Wolter H. Rose, „A Paradigm Shift: Reflections on Teaching Hebrew in the Theology Curriculum“

Gert Kwakkel, „Hosea 4:16–19: A Century of Work on an Obscure Text“

Jaap Doedens, „Living Linguistic Legacy. The ‘Sons of God’ in the Non-Biblical Dead Sea Scrolls“

Der Band wird mit einer Bibliographie von Jan P. Lettinga und Indices von Autoren, semitischen Wörtern und Primärtexten abgeschlossen.

Dr. Michael Malessa, Dozent für Altes Testament und biblische Sprachen am Biblical Seminary of the Philippines und an der Asia Graduate School of Theology, Manila, Philippinen