Historische Theologie

Frank Hinkelmann: Von Österreich in alle Welt

Frank Hinkelmann: Von Österreich in alle Welt.Geschichte der österreichischen protestantischen Weltmission von der Reformationszeit bis zum Ausgang des 20. Jahrhunderts, Studien zur Geschichte christlicher Bewegungen reformatorischer Tradition in Österreich 10, Bonn: Verlag für Kultur und Wissenschaft 2017, Pb., 166 S., € 14,80, ISBN 978-3-86269-134-0

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Der Gegenstand des vorliegenden Buches mag überraschen; wird doch Österreich aus deutscher Perspektive meist als ein überwiegend katholisches Land wahrgenommen, welches wenn überhaupt dann eher Missionsland denn Heimatbasis für evangelische Weltmission sein sollte. Das macht neugierig und regt zum Lesen an, zumal mit Hinkelmann als Verfasser ein ausgesprochener Kenner und Liebhaber der österreichischen Kirchen- und Missionsgeschichte diese materialreiche Studie vorlegt.

Erstaunlich ist es, wenn schon auf den ersten Seiten klar wird, dass mit Hans Ungnad Freiherr von Sonnegg und Caspar Tauber zwei Österreicher aus der Reformationszeit zu nennen sind, die durch ihre missionarischen Initiativen eine erste Bibelanstalt ins Leben riefen, welche Bibeln in Slowenischer und anderen Sprachen des Balkans übersetzte und verbreitete. Ungnad war von einer allgemeinen Missionspflicht aller Christen überzeugt und zielte mit seiner Initiative auch auf eine Bekehrung der Türken.

Es sollte wieder ein Österreicher sein, der ein Jahrhundert später durch seine Schriften half, der im Pietismus aufbrechenden evangelischen Missionsbewegung den Weg zu weisen: Justinian von Welz. Er verfolgte zum ersten Mal den Gedanken einer protestantischen Missionsgesellschaft und verwarf die Vorstellung, dass die Mission zur Zeit der Apostel zum Abschluss gekommen sei. Er ging selber als Missionar nach Surinam, wo er wahrscheinlich 1668 ums Leben kam. Richtig ist sicher auch die Bemerkung des Autors, dass Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf aus österreichischem Uradel stammte und die herrnhutische Mission im 18. Jahrhundert die Initiative eines aus einer österreichischen Familie stammenden Grafen darstellt.

Im 19. Jahrhundert ermöglichte es dann die Basler Mission, dass eine Reihe von österreichischen Missionaren ausgesendet wurde. Dadurch wuchs auch das Missionsinteresse unter den österreichischen protestantischen Gemeinden und es entstanden einzelne österreichische Missionsvereine, die sich zum Ziel setzten, die Weltmission zu unterstützen.

Trotz der für die Mission desaströsen Folgen der zwei Weltkriege regte sich nach 1945 neues Missionsleben in Österreich. Es entstand der evangelische Arbeitskreis für Weltmission, der sich später zum österreichischen Missionsrat weiterentwickelte. Erste österreichische Missionare konnten wieder ausreisen. Vor allem in pietistisch und evangelikal geprägten Kreisen in und außerhalb der Landeskirche wuchs das Interesse an Mission. Die österreichische Missionsgemeinschaft wurde 1954 gegründet, eine erste evangelische Missionsgesellschaft in Österreich. Es kam zu weiteren Aussendungen, meist durch evangelikal ausgerichtete Missionswerke, die einen Aufschwung ab etwa 1975 erlebten und Ende der neunziger Jahre 40 Missionare aus Österreich weltweit unterstützten. 1999 schlossen sich österreichische Missionen und Zweige anderer Missionen in Österreich zusammen zur Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen in Österreich. Mit akribischer Genauigkeit und viel Forscherfleiß trägt der Verfasser alle Namen, Lebensdaten und wo möglich auch kurze biographische Hinweise über alle österreichischen protestantischen Missionare und Missionarinnen seit der Reformationszeit bis in die Gegenwart zusammen. Damit schließt der Autor eine Forschungslücke; mir ist kein Buch bekannt, dass so konzentriert die von Österreich ausgehenden protestantische Missionsbemühungen zusammenfassend darstellt. Dem Buch ist ein Anhang beigefügt, der erstmals verschiedene österreichische Dokumente zur evangelischen Weltmission zusammenbindet und dem Forscher und Leser zugänglich macht.


Prof. Dr. Bernd Brandl, Internationale Hochschule Liebenzell, Bad Liebenzell