Altes Testament

Alexander B. Ernst: Kurze Grammatik des Biblischen Hebräisch

Alexander B. Ernst: Kurze Grammatik des Biblischen Hebräisch, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2020, geb., 184 S., € 35,–, ISBN 978-3-7887-3462-6


In dieser 5., durchgesehenen Auflage legt Dr. Alexander B. Ernst, Dozent für Biblisches Hebräisch an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, eine aktualisierte und verbesserte Version seiner bereits zum Klassiker avancierten Kurzgrammatik zum biblischen Hebräisch vor. Dass diese Auflage nötig wurde, verwundert angesichts der breiten Rezeption dieser Grammatik nicht. Durch seine Kompaktheit und Klarheit hinsichtlich dessen, was „wirklich nötig“ ist für ein fundiertes Verstehen der hebräischen Sprache, dient dieses Werk an vielen Gymnasien und manchen Hochschulen als Begleitgrammatik und handliches Nachschlagewerk. Und genau darin liegt sein Wert: Durch seinen bewährten Aufbau in I. Schrift- und Lautlehre, II. Formenlehre – unterteilt nach Nomen und Partikeln sowie einem großen Abschnitt zum Verb – und zuletzt III. Satzlehre eignet es sich hervorragend zum schnellen Nachschlagen einzelner Phänomene. Neben sinnvoll konzipierten Merksätzen zu wichtigen Regeln erfreuen besonders die ausführlichen Paradigmentabellen (anhand des ausnahmslosen קטל für die starken Verben). Sie verschaffen einen schnellen Überblick und bieten gleichzeitig die Möglichkeit systematischen (Er-)Lernens. Trotz ihrer Kürze von 159 Seiten eigentlicher Grammatik schließt sich Ernsts Grammatik erfreulicherweise nicht der zunehmend spürbaren Tendenz an, Fachbegriffe auszusparen. Im Gegenteil: Fachbegriffe werden stringent verwendet, jedoch bei der ersten Nennung (in der gebotenen Kürze) erklärt. Dadurch wird von vorneherein der Einstieg in den wissenschaftlichen Usus optimal vorbereitet.

Dass bei näherer Betrachtung des Aufbaus der Grammatik eine gewisse Unwucht in der Behandlung des Verbes zu erkennen ist, liegt freilich an der sprachlichen Zentralität des Verbs im Hebräischen, sodann jedoch sicher an der – oftmals bei Studentinnen und Schülern empfundenen – Komplexität in diesem Bereich. Es entspricht dem Charakter einer handlichen Kurzgrammatik, den Teil zur Satzlehre durchaus zu behandeln, und doch nur auf die wichtigsten Regeln zu verweisen. Gerade angesichts der großen Fülle stark verschiedenartiger Phänomene auf der Ebene des hebräischen Satzes (besonders in der Poesie, vgl. den kurzen Exkurs 174f) wäre eine Kurzgrammatik dieser Art überfordert und gleichermaßen überfordernd für eine schnelle Orientierung des Studenten. Dennoch vermisst man bei interessierter Lektüre regelmäßige Verweise auf ausführlichere Grammatiken für eine vertiefte Auseinandersetzung. Da Ernst explizit auf die klassische Grammatik von Wilhelm Gesenius in seiner Einführung verweist, wäre ein ständiges Hinüberschauen auf die entsprechenden Passagen dort wünschenswert gewesen. Für eine weiterführende Auseinandersetzung bleibt dagegen dem Leser eine einzige Seite mit einer Listung einiger „Hilfsmittel zum Hebräischen“ (184), wobei sowohl bei den gelisteten Lehrbüchern als auch den wissenschaftlichen Grammatiken die beiden Werke von Heinrich von Siebenthal, besonders seine Grammatik, schmerzlich vermisst werden.

Orthografisch sind bei der nunmehr 5. Auflage mögliche Versehen weitgehend getilgt (einzig die überlange Unterstreichung auf 158). Inhaltlich wären zwei Dinge für eine nächste Auflage noch wünschenswert: Zum einen wäre eine Unterteilung nach Schwa mobile und Schwa medium wünschenswert. Sicher ist diese umstritten, doch scheint sie im Sinne der leichteren Nachvollziehbarkeit innerhalb der Schrift- und Lautlehre m. E. sinnvoll (wie etwa Neefs Arbeitsbuch sie nach wie vor bietet). Zum anderen wäre dem Verständnis hier und da ein Beispielsatz des gerade Erklärten zuträglich – dies passiert zwar, aber noch recht zaghaft. Weder der Übersichtlichkeit noch der Handlichkeit wäre damit Abbruch getan, jedoch dem intuitiven Verstehen gedient. In diesem Sinne scheint die in der Einführung (13) gerechtfertigte, systematische Auslassung der Bibelstellenangaben nicht recht einzuleuchten. Dem Studenten wäre doch gerade darin geholfen, einmal den altbekannten deutschen Text neben die BHS zu legen und das erklärte Phänomen nochmals an Ort und Stelle und in seinem weiteren Kontext zu begreifen.

Abgerundet durch eine Schrifttafel, ein Abkürzungsverzeichnis sowie Sach- und Wortregister findet sich in dieser Kurzgrammatik ein hervorragender Überblick über alle wesentlichen Teile des biblischen Hebräisch. In der Einführung kündigt Ernst (ursprünglich für 2021) ein eigenes, zu dieser Grammatik konzipiertes „Übungsbuch zum Biblischen Hebräisch“ an. Dieser Ergänzung zum vorliegenden Werk ist mit Freuden entgegenzusehen.


Magnus Rabel, M.Th., Doktorand bei Prof. Dr. Jörg Frey am Lehrstuhl für neutestamentliche Wissenschaft an der Universität Zürich