Neues Testament

Armin D. Baum / Rob van Houwelingen (Hg.): Kernthemen neutestamentlicher Theologie

Armin D. Baum / Rob van Houwelingen (Hg.): Kernthemen neutestamentlicher Theologie, Gießen: Brunnen, 2022, geb., 375 S., € 28,74, ISBN 978-3-7655-9575-2


Dieses in der TVG Reihe Lehrbücher erschienene und für Theologiestudierende (und Pastoren und theologisch interessierte Laien) konzipierte Werk ist die deutsche Ausgabe der niederländischen Ausgabe von 2019. In 20 Kapiteln (jeweils mit Überschrift und einem Untertitel) werden Kernthemen ntl. Theologie auf je ca. 15 S. mit einem einheitlichen Gliederungsschema (Einleitung, Forschungsüberblick, Entfaltung der ntl. Kerntexte und Begriffe zum Thema, Gesamtfazit, aktuelle Relevanz, Auswahlbiografie) besprochen. Das Vorwort informiert präzise über Entstehung, Absicht, Zielpublikum und Aufbau des Buches und das ausführliche Inhaltsverzeichnis gibt informativ Auskunft über das, was den Leser bei jedem Thema erwartet. Ein Stellen- und Autorenregister (in Auswahl) ermöglicht eine rasche Antwort auf die Frage, ob und wo diese Bibelstelle oder jener Autor behandelt wird. Die beiden Herausgeber haben je zwei Kapitel verfasst, alle anderen wurden je von einem Autor oder Autorin verfasst, die alle an evangelikal ausgerichteten Ausbildungsstätten in Europa unterrichten (s. Autorenverzeichnis).

Beginnend mit einem Kap. über den Kanon (Armin Baum), das Handeln Gottes in der Geschichte und die Offenbarungsthematik (Roland Deines) und den Bund als Basis gesamtbibl. Theologie (Joel White) folgen die klassischen Themen der Christologie (Jesus als Gottessohn, insb. zu Joh und den Synoptikern (Armin Baum); Jesus als Gott, v. a. in der Briefliteratur (Rob van Houwelingen) und der Soteriologie (Sühnetod Jesu [Volker Gäckle]; Auferstehung [Pieter Lalleman]; ewiges Leben und ewiger Tod [Kobus Kok]). Es folgen Kap. zur Rechtfertigung des Gottlosen, inkl. Diskussion der alten/neuen Paulusperspektive (Hanna Stettler) und zum Sein und Bleiben in Christus bei Paulus und Joh (Hans Burger). Das Kap. zum Heiligen Geist lautet „Die Dynamik des Heiligen Geistes“ (Mihamm Kim-Rauchholz) und beleuchtet in erster Linie das Verhältnis von Geisterfahrung und Theologie. Auf die Erneuerung des Menschen (Christian Stettler; v. a. „Heiligung“ bei Paulus) folgt das ekklesiologische Kap. zum Wesen der christl. Gemeinde (Detlef Häußer). Zwei „unübliche“ Kap. widmen sich dem Bittgebet (Boris Paschke) und dem Leiden um Christi willen (Myriam Klinker-De Klerck). Drei Kap. behandeln Themen der „Mission“, und zwar die Frage der „Judenmission“ (Guido Baltes), die Heidenmission (Christoph Stenschke) und die Verbindung von Juden und Heiden in der Gemeinde Gottes (Michael Mulder; inkl. Vertiefung zu Röm 9–11). Das Schlusskapitel behandelt die Wiederkunft Christi und Auferstehung der Toten (Wilfried Haubeck). Trotz 18 verschiedener Autoren ist insgesamt ein stimmiges und qualitativ ausgewogenes Werk entstanden, das hält, was es (oft in den Untertiteln des Kap.!) verspricht. Die prägenden Forschungspositionen werden fair dargestellt, die zentralen Texte und exegetischen Fragen trotz Kürze gut behandelt und die Diskussion inkl. Auswahlliteratur ist auf aktuellem Stand. Es ist gewollt und spürbar, dass die ntl. Texte (und nicht die Systematik/Dogmatik) die Themen vorgegeben haben (s. auch Baum, 17). Das hat Vor- und Nachteile (s. dazu unten). Man muss aber keineswegs die eher konservativ-evangelikale Position der Autoren teilen, um als Studierender Zugang zu den Themen zu erhalten. Falls ich wieder einmal NT-Theologie auf B.A./M.A.-Stufe unterrichten würde, käme das Buch ohne Zögern auf die Liste der Pflichtlektüre.

Ich wähle drei Kap. aufgrund persönlicher Vorlieben für eine detailliertere Besprechung: Roland Deines stellt sich im Kap. „Das Handeln Gottes in der Geschichte“ einem „schwierigen Thema“ in hilfreicher Weise und fragt in einem ersten Teil, wie denn in der Bibel Gottes offenbarendes Handeln dargestellt wird (warum? wie? seit wann?). Motiviert aus Liebe wendet Gott sich seit dem Sündenfall (offenbarend) in geschichtlichen Ereignissen, der Anteilnahme am Ergehen seines Volkes und mit Hilfe inspirierter Rede zu besonders beauftragten Menschen seiner Schöpfung zu. In Jesus kommen diese Offenbarungsweisen zusammen und nach ihm bezeugen und entfalten die biblischen Texte dieses entscheidende Ereignis abschließend, so dass weitere Offenbarungserfahrungen nicht mehr heilsgeschichtliche, sondern höchstens persönliche sind. Im zweiten Teil werden drei paradigmatische Zugangsweisen vorgestellt, wie die ntl. Wissenschaft mit diesen offenbarungsgeschichtlichen Aussagen insbesondere im Wirken von Jesus umgehen. Ein für Gottes Handeln offenes Geschichtsverständnis wird als theistisches (biblisches) Wirklichkeitsmodell vorgestellt. An R. L. Webb angelehnte Skizzen der Modelle helfen, die drei Ansichten untereinander vergleichbar darzustellen. „Theistisch“ meint hier, dass Gott durchgängig in der Geschichte wirkend vorausgesetzt wird, wobei der Nachweis solchen Wirkens (aus der transempirischen Wirklichkeit) auf Offenbarung angewiesen ist. Deines nennt dieses Geschichtsbild „kritisch“ im Sinne von Hamanns Verknüpfung der göttlichen Kondeszendenz und der Inspirationslehre. In dieser Sicht ist Jesus als präexistenter und am Ende seines irdischen Lebens postexistenter Gottessohn denkbar und darstellbar. Als Haupteinwand gegen diese Sicht sieht er die Anfrage aus der Perspektive des modernen (Natur-)Wissenschaftsverständnisses an die fehlende Universalisierbarkeit (bzw. Intersubjektivität) der nur aufgrund von Offenbarung erkennbaren Realitäten. Seit Troeltsch wird dieses Kriterium der vom individuellen Beobachter unabhängigen Wiederholbarkeit auch in der Geschichtswissenschaft und insbesondere der Theologie gefordert.

Die zwei weiteren Modelle sind Varianten eines solchen naturalistischen Geschichts- und Wirklichkeitsmodells. Entweder im Sinne eines ontologischen Naturalismus, in dem ein göttliches Eingreifen in die Geschichte ausgeschlossen ist. Hier bleibt Jesus ein außergewöhnlicher Mensch und sein irdisches Leben taugt als Vorbild (konsequenter Vertreter G. Lüdemann). Im Abschnitt Einwände zu dieser Sicht verweist Deines auf W. Pannenbergs Umgang mit der Auferstehung als historischem Ereignis (auch ohne Glauben, Offenbarung oder Inspiration). Meist wird allerdings im Gefolge von Troeltsch das Geschichtsverständnis und Wirklichkeitsmodell eines methodischen Naturalismus vertreten. Hier gehört zwar eine transempirische Welt zur Gesamtwirklichkeit und berührt die geschichtliche Wirklichkeit sogar. Sie ist aber nicht Teil des Geschichtsprozesses (starke Variante) oder es gibt kleine Bereiche der Überschneidung (insbesondere im Blick auf die Auferstehung), wobei der Mensch trotzdem lediglich historische Aussagen im naturalistisch bestimmten Geschichtsbereich machen kann (weiche Variante). Was das für Jesus bedeutet, wird an dem großangelegten und reflektierten Werk von John P. Meier illustriert. Haupteinwand auf diese scheinbare kompromissfähige Sicht ist der bereits von Troeltsch geäußerte Hinweis, dass sich eine „Aufteilung“ nicht wirklich begründen (s. Kritik bei Pannenberg) und letztlich nicht durchhalten lässt, sondern die naturalistische bzw. positivistische Sicht im Kern einen totalitären Anspruch hat.

Mit J. Ratzinger plädiert Deines in seinem Fazit dafür, ernst zu nehmen, dass Gott da erkannt werde, wo er sich zu erkennen geben will. Die theologische Relevanz wird insbesondere bei der Bedeutung der Auferstehung deutlich und Texte wie Hebr 1,1–2 und der Johannesprolog bestehen darauf, dass der christliche Glaube mit seinem Bezug auf die historische Wirklichkeit steht und fällt. Deines engagiert sich für diese Sicht und überlässt dem Leser ein eigenes Urteil, zu dem auch 14 gewichtige Texte der Auswahlbiografie helfen sollen.

Gäckle stellt in der Einleitung aktuelle (An)Fragen an die Bedeutung des Todes von Jesus und zeigt im theologiegeschichtlichen Überblick, dass die Alte Kirche im Anschluss an Hebr 2,14ff in erster Linie eine Loskauf-Erlösungstheologie (später Christus-Victor-Sicht) prägte, während Anselm von Canterbury den Sinn des Todes in erster Linie im Gedanken der Genugtuung (Satisfaktion) sah. Bei Luther finden sich beide Aspekte, wobei er den Bezug zum Zorn Gottes darin sieht, dass die Mächte des Bösen gleichzeitig Werkzeuge dieses Zornes sind und nur in dieser Funktion Macht über die Menschen haben. Zudem betont er, dass es Gott ist, der in Christus aktiv selbst die Versöhnung wirkt. – Gemäß Petrus Abaelard verkörpert Jesus mit seiner Lebenshingabe die Liebe Gottes in dem Sinne, dass Menschen von seinem Beispiel und Vorbild ergriffen und somit erlöst und verwandelt werden sollen. Fausto Sozziani vertritt diese Sicht des Vorbildcharakters von Jesu Tod in direkter Abgrenzung gegenüber dem Satisfaktionsgedanken (Anselms) und mit Immanuel Kant wird diese Vorstellung einer Versöhnung „ohne stellvertretende Sühne“ weit verbreitet. Im Abschnitt über die neutestamentliche Deutung des Todes Jesu (Schwerpunkt Mk 10,45par; Mk 14,24par; Joh-Evangelium; Paulus) trägt G. alle Gesichtspunkte und Stellen zusammen und macht deutlich, dass das „für uns“ im Sinne von „an unserer Stelle“ (stellvertretend) und auch „uns zugute“ (heilsbringend) nicht so einfach wegzudeuten ist. Das bestätigen Überlegungen zum biblisch-theologischen Kontext der Todesdeutung: Der Sühnetod von Jesus will als Ausdruck der Liebe Gottes verstanden sein (und mit der Auferstehung verbunden), dem Sühnetod scheint „das größte theologische Potential“ innezuwohnen, weshalb er die grundlegende aller Deutungen sei (gegen Frey und Schröter). Der Sühnetod überwindet die kollektive, kosmische und theologische Dimension der Sünde, welche sich letztlich gegen Gott richtet und ja, „das Gewicht der Sünde ist selbst für Gott ein Problem“ (108), weshalb die ntl. Texte eine göttliches „Muss“ des Sühnetodes Jesu bezeugen. Aus meiner Sicht hätte hier die Frage, ob der Sühnopfergedanke grundlegend oder zentral gegenüber weiteren Deutungen des NT ist, vertieft bedacht und begründet werden müssen. Das Fazit gibt jedenfalls zu bedenken, dass die Kategorie des Sühnopfertodes nicht zu schnell preisgegeben werden sollte. Zur aktuellen theologischen Relevanz wird angemerkt, dass beim unterschiedlichen Verständnis des Kreuzes unterschiedliche Anthropologien Pate stehen. Dieser Abschnitt ist äußerst knapp ausgefallen und man vermisst hier Überlegungen zu ebenfalls aktuellen Anfragen zur Thematik „Gewalt“ im Kreuzesgeschehen oder z. B. einen Hinweis auf die Auseinandersetzung mit der Sündenbock-Thematik bei René Girard etc. Die Auswahlbiografie umfasst 17 meist deutschsprachige Titel und vielleicht wäre ein Hinweis auf die lebhafte Diskussion im englischsprachigen Raum im Fachbereich Systematik zu ergänzen (z. B. Joshua McNall, The Mosaic of the Atonement. An Integrated Approach to Christ’s Work, Grand Rapids 2019).

Burger schließlich referiert im Kap. „In Christus sein und bleiben“ nach kurzer Einführung (Fragestellung u. a. nach dem „Wie“ der Verbindung:mystisch, Vergöttlichung?), wie Paulus (v. a. „in“ und „mit“ Christus) und Johannes („ihr in mir“ und „ich in euch“) die Verbindung mit Christus beschreiben. Statistische Tabellen zu Formulierungen mit den Präpositionen „in“ und „mit“, inkl. zusammengesetzte Verben bei Paulus, ermöglichen einen raschen Überblick. Der Forschungsstand zu Paulus (Deissmann, Schweitzer, Sanders, Powers, Sang-Won (Aaron) Son, Gorman, Campbell, Macaskill) und Johannes (Malatesta, Jerumanis, Scholtissek, Chennattu, Byers) zeigt, dass einerseits die Frage nach der Art der Vereinigung unterschiedlich beantwortet wurde und zudem bei Johannes mehrere Forscher die Verbindung zu Jesus im Rahmen des Neuen Bundes interpretieren. Die Frage der Zentralität dieser Partizipation an Christus wird ebenfalls unterschiedlich beantwortet. Burger geht daher in einem Durchgang die „in“ und „mit“ Christus Stellen in Röm (16; 6; 8) und Kol (2–3) durch und danach die Stellen mit dem „in“ der Gemeinschaft bei Johannes (14; 15; 17; die Stellen im 1Joh werden in den Fußnoten vermerkt). Er sieht in der Zusammenfassung bei allen Unterschieden der sprachlichen Ausformulierung keine inhaltlichen Gegensätze zwischen Paulus und Johannes. Der Abschnitte „Aktuelle theologische Relevanz“ behandelt – im ersten Moment etwas unverbunden – die Symbolik der Taufhandlung (antike Baptisterien seien u. a. kreuzförmig gebaut worden. Der (unausgesprochene) Zusammenhang zum Thema wird sein, dass Röm 6 die Verbindung mit Jesus ausdrücklich mit der Taufe verbindet. Weitere Relevanz hat der Befund für die Beziehungsdimension des Glaubens (zu Jesus) und was die Grenzen der Partizipation betrifft, so besteht diese in der Anteilhabe an seiner Identität als geliebter Sohn und Erbe, an seiner Beziehung zu Gott dem Vater. Der Unterschied zwischen Gott und Mensch bleibt aber bestehen und es gibt auch keinen Mitanteil an der Erlösung oder Einzigartigkeit Christi.

Burgers Beitrag ist wie bei weiteren Autoren aufgrund seines Interessenschwerpunkts (er hat eine Arbeit zum „in Christus sein“ geschrieben) entstanden. Daher ist der Blick wohl nicht über Paulus und Johannes hinaus gegangen. Trotzdem scheint mir ein schwerwiegendes Defizit vorzuliegen: Die eigene Antwort, wie genau und worin denn die „Verbindung mit Christus“ aus ntl. Sicht entsteht oder besteht, wird lediglich negativ (nicht mystisch im Sinne einer Vereinigung mit Gott) oder vergöttlicht (jedenfalls nicht vereinigt mit der göttlichen Natur) beantwortet. Der Verweis auf die Taufe (s. oben) ist zwar berechtigt. Aber sowohl bei Paulus im Kontext (Röm 6  8) und noch stärker bei Johannes beim „Verstehensrahmen“ Neuer Bund (Joh 3 und s. die von Burger genannten Autoren, auch stark im 1Joh) wird deutlich, dass für die „Verbindung“ Gott-Mensch die Gabe des Heiligen Geistes (steht im Zentrum des Neuen Bundes), sein Innewohnen im Menschen entscheidend ist. Diese Thematik scheint mir in dem Beitrag aber fast völlig ausgeblendet. Die 13 Literaturangaben der Auswahlbiografie sind allerdings gut ausgewählt und würden auf diese Spur führen.

Wie erwähnt, halten die Beiträge, was sie versprechen. Das gilt einerseits für den Titel des Buches: Es sind „Kernthemen“ und nicht etwa „die Kernthemen“ ntl. Theologie, es ist also keine umfassende Behandlung aller Kernthemen versprochen (meine Wunschfavoriten für eine Ergänzung wären: Eine kurze Einführung mit Eckpunkten der geschichtlichen Entstehung des Faches NT-Theologie und ein weiteres Kap. zur Ekklesiologie, das z. B. Zugehörigkeit durch „Christ werden“, die Ämterfrage (Leitungsstruktur?) oder auch Merkmale Taufe/Abendmahl aufgreifen). Das bedeutet andererseits für die einzelnen Beiträge, dass jeweils der Untertitel beachtet werden muss. Die dort erkennbaren Einschränkungen sind wohl der Tatsache geschuldet, dass die Autoren einen Schwerpunkt aufgrund ihrer eigenen Forschung setzen. Allerdings bedeutet das auch, dass wohl nicht nur dieser Rezensent an mehreren Stellen eine Erweiterung des Themas wünscht: Gäckle zum Sterben von Jesus als Sühnetod könnte über Jesus/Evangelien und Paulus um einen Abschnitt zum Hebr ergänzt werden. Bei Hanna Stettler sollten ihre Schlussgedanken zu den berechtigten Anliegen (und Beiträgen) der Neuen Paulusperspektive ergänzt werden mit den zukunftsgerichteten Arbeiten von z. B. Kent Yinger (z. B. The New Perspective on Paul. An Introduction, Eugene/OR, 2010) und Michael Bird (z. B. The Saving Righteousness of God. Studies on Paul, Justification and the New Perspective, Eugene/OR, 2007). Denn m. E. gilt die Einteilung in „Vertreter der Old/New Perspektive“ zwar rückblickend für die ersten zwei Jahrzehnte der Diskussion (1980–2000), aktuell ernten wir aber eher die Früchte einer letztlich fruchtbaren, aber als „entweder/oder“ hinter uns liegenden Debatte (Birds Kurzfassung dazu: „The NPP is correct in what it affirms, but often wrong in what it denies.“). Kim-Raucholz’ Beitrag zur Geisterfahrung würde durch einen Abschnitt zu den Gaben des Geistes und der Frage nach dem Hl. Geist als dritte Person der Trinität gewinnen. Christian Stettler sehr guten Beitrag zur „Heiligung“ könnte über Paulus hinaus erweitert werden und ich würde ihn ergänzen um die Literaturangabe von Richard B. Hays, The Moral Vision of the New Testament. A Contemporary Introduction to New Testament Ethics, San Francisco, 1996. Beim Beitrag von Häußer zur Ekklesiologie blieb bei mir die Frage zurück, ob nicht auch die Metapher der Familie (Christen sind Kinder, Geschwister, Adoption, Erbe etc.) neben der Leib-Metapher zentral für das Verständnis von Gemeinde wäre. Und ob die interessanten, aber sehr ausführlichen Überlegungen zu den räumlich-örtlichen Gegebenheiten kürzer gefasst werden sollten. Das Thema (Eschatologie und) Gericht sollte, wenn nicht im Kap. 20 von Haubeck eventuell auch in Kap. 9 (Kok zu ewigem Leben/Tod) vertieft aufgegriffen werden. Ich denke, es ist deutlich geworden, dass meine etwas ausführlichere Besprechung und Anregungen für eine Zweitauflage durch die Freude am Buch und Lust am Weiterdenken motiviert wurde. Im selben Sinne sind auch meine Hinweise auf Druckfehler zu verstehen: Nicht einheitlich ist die Verwendung griech. Worte. Die Spanne reicht von keine (z. B. Baum) bis viele (z. B. Burger, bei ihm sind S. 192 und 194 mehrmals am Ende eines griech. Textes ein Schrägstrich oder senkrechter Strich stehen geblieben). Und dort, wo sie vorkommen, steht eine Umschrift (z. B. Haubeck) oder auch nicht (z. B. H. Stettler) und Häußer gebraucht sogar nur die Umschrift. Ein sinnstörender Druckfehler („Hesejuek“?) hat sich S. 222 eingeschlichen (6. Zeile von unten im Haupttext). Ansonsten ist das Buch allerdings sehr gefällig lektoriert, aufgemacht, gebunden und zu einem erschwinglichen Preis auf dem Markt.


Dr. Jürg Buchegger-Müller, Pfarrer Freie Evangelische Gemeinde Wetzikon (Schweiz).