Systematische Theologie

Hans Burger / Gert Kwakkel / Michael Mulder (Hg.): Covenant

Hans Burger / Gert Kwakkel / Michael Mulder (Hg.): Covenant. A Vital Element of Reformed Theology. Biblical, Historical and Systematic-Theological Perspectives,Studies in Reformed Theology 42, Leiden: Brill, 2022, Pb., xvi+412 S., € 72,76, ISBN 978-90-04-50331-1


Dieses wertvolle Werk entstand im Rahmen des Forschungsprogramms „Biblische Exegese und Systematische Theologie“ (BEST), einer Initiative zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen biblischer Theologie und Systematischer Theologie. Solche fachübergreifenden Betrachtungen aus verschiedenen Bereichen zum gleichen christlichen Glaubensthema sind eine große Bereicherung und haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Interdisziplinäre Studien öffnen die in akademischen Kreisen sorgfältig ausgeführte wissenschaftliche Arbeit für eine breitere theologische Sichtweise. Covenant: A Vital Element of Reformed Theology bietet somit verschiedene Perspektiven aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Fachbereichen zum Thema des Bundes; ein Thema, das innerhalb der reformierten Konfession von zentraler Bedeutung ist.

Das Buch enthält in einem ersten Teil acht Kapitel mit biblisch-theologischen Studien über den Bund. Fünf davon befassen sich mit dem alttestamentlichen und drei mit dem neutestamentlichen Bund. Im Alten Testament liegt der Schwerpunkt auf dem Bund in der Tora (§ 3) und den zwei großen Propheten Jesaja und Jeremia (§ 4f). Dem möglichen Thema des Bundes in den Ketuvim, in den Kleinen Propheten und beim Propheten Hesekiel (Ez 17 und 34!) ist jedoch kein eigenes Kapitel gewidmet. Die ersten beiden Kapitel bieten dennoch einen umfassenden Überblick über die Bedeutung des Begriffs „Bund“ und den Umgang mit einem Bund im Kontext des Alten Vorderen Orients. Die Kapitel zum Bund im Neuen Testament konzentrieren sich anschließend auf Lukas und die Apostelgeschichte (§ 6) und die Frage nach dem Bund im Neuen Testament anhand von Galater 4 und Römer 10 (§ 7f). Dabei ist es auffällig, dass der Umgang Christi mit dem Bund und die Einsetzung des Neuen Bundes in den Evangelien nicht in einem eigenen Kapitel berücksichtigt werden. Nichtsdestotrotz zeugen die Kapitel von gründlicher Forschung und tragen den wissenschaftlichen Entwicklungen, die das Thema des Bundes in der biblischen Auslegung erfahren hat, angemessen Rechnung.

Auf den biblisch-theologischen Teil folgen sechs Kapitel über den Bund in der Geschichte. Zwei befassen sich mit dem Stellenwert des Bundes in der jüdischen Auslegung der Mekhilta de-Rabbi Jischmael (§ 9) und die Auslegung des Neuen Bundes im Judentum im Allgemeinen (§ 10). Die übrigen vier Kapitel über den Bund in der Geschichte konzentrieren sich auf die Auslegung und Behandlung des Bundes im den reformierten Katechismen (§ 11), bei dem Schweizer Heinrich Bullinger (§ 12) und den beiden Holländern Johannes Braun (§ 13) und Wilhelmus à Brakel (§ 14).

Ein bemerkenswert kleiner Abschnitt ist dann der Perspektive der Systematischen Theologie auf den Bund gewidmet. In nur vier Kapiteln bzw. auf ca. 60 Seiten werden die Beziehung zwischen dem Bund und der Trinitätslehre (§ 15), die Frage nach der reformierten Rede vom Bund der Werke (§ 16), die Interpretationen und theologischen Konsequenzen der Bundesbestimmungen (§ 17) und die Bedeutung des Bundes in pädagogischer Hinsicht (§ 18) erörtert. Das ist nur die Hälfte der Anzahl der Kapitel (oder der 160 Seiten), welche die biblische Theologie des Bundes in diesem Buch einnimmt!

Gleichzeitig muss aber auch gesagt werden: Bemerkenswert geglückt ist das abschließende Kapitel (§ 19), in dem auf prägnante reflexive Weise gefragt wird, was die einzelnen Schlussfolgerungen dieses Buches zum Gespräch über den Bund beigetragen haben. Darin wird beschränkt auch auf neue Wege für die weitere Forschung hingewiesen, die sich aus dem Band ergeben. Dadurch wird das Fehlen von Kurzfassungen (abstracts) der einzelnen Kapitel teilweise kompensiert. Letztere wären insbesondere nützlich gewesen für diejenigen, die nur Teile des Buches aus ihrem eigenen Interessensgebiet nachschlagen wollen. Ein Defizit besteht jedoch darin, dass es zwischen den einzelnen Kapiteln an sich kaum Interaktion gibt (nur gelegentlich in Fußnoten). Insbesondere für das Bestreben des Forschungsprogramms BEST, „Biblische Theologie und Systematische Theologie“ in der Forschung mithilfe einer multidisziplinären Reflexion enger miteinander zu verbinden, wäre dies ein großer Mehrwert gewesen. Von der Disziplin der Systematischen Theologie aus wäre es so möglich gewesen, die Bedeutung des Alten und des Neuen Bundes für die Christen aus den Juden und die Christen aus den Nationen noch tiefer zu ergründen. Diese Frage wird voraussichtlich im nächsten Buch, das aus den vergangenen Konferenzen des Forschungsprogramms „Biblische Exegese und Systematische Theologie“ zu Israel entwickelt wird, ausführlicher behandelt werden.


Dr. Raymond R. Hausoul, Wissenschaftliche Mitarbeiter und Lehrbeauftragter für Systematische Theologie und Hermeneutik an der ETF Leuven und Pastor einer evangelischen Kirche in Kortrijk