Neues Testament

Aaron Schart: Einführung in die Methode der biblischen Exegese

Aaron Schart: Einführung in die Methode der biblischen Exegese, Basiswissen Theologie und Religionswissenschaft, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2024, kt., 256 S., € 35,–, ISBN 978-3-8252-6242-6


Aaron Schart legt mit diesem Band eine Einführung in die Methode der biblischen Exegese vor. Er ist seit 2003 Professor für Altes Testament und Neues Testament (Biblische Theologie) an der Universität Duisburg-Essen. Schart promovierte 1989 an der LMU München und habilitierte 1996 an der Philipps-Universität Marburg im Fach Altes Testament. Beide Arbeiten wurden von Prof. Dr. Jörg Jeremias betreut.

Das vorliegende Werk beschäftigt sich primär mit der historisch-kritischen Methode. Weitere Kapitel behandeln die Kanonkritik, Textkritik, Übersetzungskritik, Formkritik, Traditionskritik/Semantik, Literaturkritik (und Redaktionsgeschichte), Überlieferungs­kritik, die Bestimmung des historischen Ortes, die Textintention, Rezeptionskritik, Hermeneutische Kritik, theologische Stellungnahme, Statistik in der Bibelwissenschaft, Psychologie in der Bibelwissenschaft und neben den Antworten zu den Musterfragen enthält das Werk auch ein Literatur- und Medienverzeichnis sowie ein Register.

Den Anspruch an sein Werk macht der Autor im Vorwort deutlich: „Im Rahmen der Ausbildung der religiösen Fachleute kommt es nicht nur darauf an, traditionell akzeptierte Textinterpretationen zu wiederholen und sich anzueignen, sondern auch darauf, diese kritisch zu befragen und weiterzuentwickeln.“ (18) Dabei ist sein Buch vor allem im Rahmen der Lehre in Lehramtsstudiengängen entstanden, somit fällt der Bezug zu den biblischen Sprachen eher gering aus.

Interessant an diesem Werk ist, dass es sich – entgegen seinem Titel – primär mit der historisch-kritischen Methode in seiner evangelischen Tradition beschäftigt. Diese beschreibt der Autor sinngemäß als einzige „vernünftige, wissenschaftliche Methode“ und stellt sie der „völlig unwissenschaftlichen“ persönlichen Frömmigkeit gegenüber (22ff). Dennoch wird aber im weiteren Verlauf nicht nur auf die verschiedenen methodischen Teilaspekte, sondern auch auf weitere methodische Ansätze eingegangen. Wer mit diesem inhaltlichen Spagat leben kann, findet in diesem Werk eine sehr gründliche Einführung in die historisch-kritische Auslegung sowohl alttestamentlicher als auch neutestamentlicher Texte. Besonders deutlich wird die Ausrichtung des Werkes in den vielfältigen Beispielen, die den Text inhaltlich gelungen abrunden. Das dabei auch manch kontroverses Thema behandelt wird (z. B. das Eheverständnis nach Mk 10,1–12 in Kapitel 13.7) macht das Buch auch für den Diskurs mit anderen konfessionellen oder theologischen Hintergründen interessant.

Für den Studieneinstieg erscheint das vorliegende Werk ein wenig zu umfangreich, für die detaillierte Studie mancher Themen wiederum ein wenig zu kurz geraten. Auch wenn eine deutlichere Fokussierung auf eine Zielgruppe dem Text gutgetan hätte, ist er doch durchweg gründlich und hilfreich. Natürlich bleibt bei einem solchen Werk immer ein Wunsch offen, was man dem Autor allerdings nicht negativ anrechnen kann. So hätte der Bereich der literaturwissenschaftlichen Bibelauslegung stärker berücksichtigt werden können.

Negativ fällt lediglich das Kapitel „Statistik in der Bibelwissenschaft“ auf. Nicht nur sind die mathematischen „Definitionen“ wenig hilfreich bis hin zu irreführend, sondern das Thema an sich entspricht weder methodisch noch technisch dem aktuellen wissenschaftlichen Stand. Ein Blick in die Digital Humanities, z. B. in den Bereich der reflektierten algorithmischen oder KI-basierten Textanalyse wäre hier deutlich hilfreicher gewesen. Gerade der Bereich der KI, beispielsweise in Form von LLMs wird von vielen Menschen derzeit intensiv genutzt. Es ist hierbei offen, wie sich dieser Ansatz zu ‚klassischen‘ Methoden der Auslegung überhaupt verhält. Insofern ist es kritisch, dieses Thema lediglich in beschränkter Weise darzustellen. Auch ist die Liste der Softwareprodukte nicht vollständig, da alle FOSS-Produkte ausgelassen werden. Gerade im Hinblick auf digitale Methoden ist allerdings die Reproduzierbarkeit, Interoperabilität und Verfügbarkeit von Ergebnissen wissenschaftlich wünschenswert. Auch werden Studieneinsteiger dem großen Angebot an verschiedenen Online­angeboten etwas hilflos ausgesetzt, eine folgende Auflage könnte hier für Klarheit sorgen. Die hin und wieder gegebenen Querverweise auf andere Texte mittels DOI erscheinen hier ein guter und ausbaufähiger Ansatz zu sein.

Das Zusatzmaterial zum Buch ist bei UTB lediglich nach einer Anmeldung, z. B. mit einem Google, Orcid, Microsoft oder Apple Konto möglich. Dies ist natürlich von Seiten des Verlags nachvollziehbar, aus Datenschutzgründen aber eher unglücklich. Außerdem war es dem Rezensenten auch nach mehreren Versuchen nicht möglich, dass Zusatzmaterial herunterzuladen. Insofern kann es bei dieser Rezension auch nicht besprochen werden.

Das Werk ist in deutscher Sprache verfasst, zugänglich und gut lesbar. Ein Literatur- und (unvollständiges) Medienverzeichnis sowie ein Register runden das Werk ab. Der Textsatz des Buches ist lesbar, die QR-Codes etwas klein geraten und das digitale Zusatzmaterial war für die Rezension nicht nutzbar. Das Buch eignet sich für Studieneinsteiger, die sich mit der historisch-kritischen Methode beschäftigen. Aufgrund der Zugänglichkeit ohne weitere Sprachkenntnisse ist es gegebenenfalls auch für den interessierten Laien geeignet.


Dr. Jens Dörpinghaus, Universität Koblenz, Deutschland, und Linné-Universität, Växjö, Schweden