Gerhard Maier (Hg.): Lieber Pfarrberuf!
Gerhard Maier (Hg.): Lieber Pfarrberuf! Reflexionen, Erlebnisse und Ratschläge, Altenstadt: Wort im Bild, 2016, 254 S., Pb., € 9,90, ISBN 978-3-88654-543-8
Das Buch ist eine Zusammenstellung von über 50 verschiedenen Beiträgen, die im weitesten Sinne mit dem Dienst eines landeskirchlichen Pfarrers zu tun haben. Der Kreis der Autoren ist weit gefasst. Neben Theologen aus der Landeskirche finden sich z. B. auch einige Gedanken des freikirchlichen Pastors Günter-Helmrich Lotz (144–147) und Ausführungen des katholischen Schriftstellers Martin Mosebach (177–178). Außerdem wurden ein Beitrag des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck (68–71) sowie einige anonyme Stimmen (184–194) aufgenommen.
Es finden sich sowohl Beiträge, die sich im engeren Sinne mit dem Dienst des Pfarrers beschäftigen als auch solche, die eher die Kirche insgesamt in den Blick nehmen. Die einzelnen Abschnitte können aufgrund ihrer Kürze hier nicht im Einzelnen vorgestellt werden. Genannt werden sollen einige inhaltliche Schwerpunkte, die sich bei mehreren Autoren finden: Mehrfach betont wird in Bezug auf den Dienst von Pfarrern, dass der Dienst des Pfarrers positiv zu bewerten ist (104, 115, 144), dass Pfarrer auf ihr eigenes geistliches Leben achten sollten (84, 116), dass Fortbildungen nicht vernachlässigt werden sollen (19, 119, 199), dass die Gemeinschaft mit Amtsbrüdern hilfreich ist (19, 107, 117, 168–171, 210) und dass Besuche im Dienst eines Pfarrers eine wichtige Rolle spielen (188, 193f, 243). Bezüglich der Prioritätensetzung in der Kirche insgesamt wird die Bedeutung des Missionsbefehls hervorgehoben (45, 64). Diesen Schwerpunkten kann nur zugestimmt werden. Für Pfarrerinnen und Pfarrer im Dienst ist es daher hilfreich, diese neu in den Blick zu nehmen, da sie im Alltag oft zu kurz zu kommen.
Insofern kann das vorliegende Buch eine Hilfe sein, sich neu bewusst zu werden, was den Dienst eines Pfarrers in der Landeskirche ausmacht. Dabei ist m. E. besonders hervorzuheben, dass nicht nur die Probleme des Dienstes als Pfarrer in den Vordergrund gestellt werden, sondern betont wird, dass dieser Dienst Freude machen kann. Außerdem findet sich eine Vielzahl von persönlichen Eindrücken und praktischen Erfahrungen, von denen der Leser profitieren kann.
Bei manchen Aussagen ist allerdings aus biblischer Sicht auch Kritik anzumelden. So ist es höchst problematisch, die Faszination von nordischen Gottheiten hervorzuheben (50), in Bezug auf die Bibelauslegung eine Befreiung vom „Wort-für-Wort-Glauben“ zu fordern (148) oder die württembergische Landeskirche aufgrund ihrer evangelikalen Mehrheit in der Synode mit „fundamentalistischen Scharfmachern“ in Verbindung zu bringen (212f). Darum empfiehlt sich für das Lesen des Buches der Grundsatz: „Prüfet alles, das Gute behaltet“ (1Thess 5,21). Im Vorwort betont der Herausgeber selbst, dass die Beiträge des Buches in diesem Sinne „gelesen und verstanden werden“ sollen (4). – Im Blick auf die äußere Gestaltung fallen leider einige Fehler bereits bei den Seitenzahlen im Inhaltsverzeichnis auf, und die ersten Seiten lösen sich schon beim ersten Umblättern aus der Klebebindung heraus. Trotz dieser kritischen Aspekte kann das Sammelwerk für den, der es aufmerksam und mit prüfenden Augen liest, ein Gewinn sein.
Pfr. Dr. Christian Schwark, Evang. Kirchengemeinde Siegen-Trupbach
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