Jürg Buchegger / Stefan Schweyer (Hg.): Christozentrik
Jürg Buchegger / Stefan Schweyer (Hg.): Christozentrik. Festschrift zur Emeritierung von Armin Mauerhofer, Studien zu Theologie und Bibel 17, Zürich: LIT-Verlag, 2016, 364 S., Pb., € 48,90, ISBN 978-3-643-80225-5
Die Herausgeber vorliegender Festschrift möchten mit dem Titel „Christozentrik“ das Lebensthema des emeritierten Professors für Praktische Theologie an der Staatsunabhängigen Hochschule Basel, Armin Mauerhofer, umreißen (11). Dem entsprechend hat die bunte Vielfalt von Artikeln in der Besinnung auf Christus ihren gemeinsamen Nenner.
Dabei sind die Beiträge in vier größere Gruppen eingeteilt, wobei Christus zuerst als die „Mitte der Schrift“, dann als die „Mitte des Heils“, danach als die „Mitte der Verkündigung“ und schlussendlich als die „Mitte der Gemeindepraxis“ vorgestellt wird.
Nach Gianfranco Schultzes einleitender Betrachtung des Gemäldes „Jesus im Tempel“ (19–26) von Max Liebermann beschäftigen sich die ersten Artikel mit Jesus Christus als der „Mitte der Schrift“. Hier macht den Beginn eine aktuell sehr relevante Auseinandersetzung von Benjamin Kilchör mit Notger Slenczka und seinen Thesen zur Kanonizität des Alten Testamentes (29–43). Sie stellt die Frage nach dem Christuszeugnis des Alten Testaments in den Mittelpunkt und wird dabei sehr nüchtern, kritisch und gleichzeitig differenziert geführt. Den fachlichen Ton behält auch Thomas Bänziger in seinem Beitrag „Nachexilische Perspektiven auf den kommenden König“ (45–60) bei. Herbert Klement wirft einen interessierten Blick auf die geheimnisvollen Familienverhältnisse Davids (61–76), wonach Harald Seubert die Funktion der Bibel bei der Grundlegung philosophischer Ansätze der Neuzeit betrachtet (77–92). Eine fundamentale Bedeutung der Bibel verbindet sich mit den phänomenologischen Ansätzen von Jean-Luc Marion und Michel Henry, aber auch mit der analytischen Religionsphilosophie eines Richard Swinburne oder Alvin Plantinga. Das gemeinsame Kennzeichen solcher Ansätze ist nach Seubert eine reformatorische Glaubensbasis. Heinrich von Siebenthal folgt mit ebenfalls hermeneutischen Überlegungen zu Jesus als der Basis von Erkenntnis (93–107). Er trifft dabei einen bewusst erbaulichen Ton. Ein klassisch bibelwissenschaftliches Thema nimmt Felix Aeschlimann auf, indem er das Verhältnis des historischen Jesus zu dem geglaubten Christus betrachtet (109–122). Johannes Schwanke schließt den ersten Teil ab mit einem Blick auf „Luthers Ratschläge für das Studium der Theologie“ (123–132).
Der zweite große Teil behandelt Jesus Christus als die „Mitte des Heils“. Jacob Thiessen beginnt hier mit einem Aufsatz über die Mission im Anschluss an Jesu Missionsauftrag (135–148). Dieser theologischen Grundlegung fügt Sven Grosse einen sehr viel praktischeren Beitrag an. Er beleuchtet mit Hilfe der Katechese bei Augustinus die Frage „Wie führe ich einen Menschen zum Glauben“ (149–162). Armin Sierszyn betrachtet unter dem Aspekt des Heils das Problemfeld „Erwählung und freier Wille“ (163–176), während Helge Stadelmann eine differenzierte, aber sicher kontroverse Ausarbeitung zur Taufe anbietet (177–192). Dem Thema schließt sich Armin Wunderli an, indem er die Bekehrung und die Taufe von Kindern im freikirchlichen Kontext behandelt (193–207). Der Aufsatz wird besonders interessant durch eine Kombination aus einem theologischen Blick in Bibel und Kirchengeschichte mit einem empirischen Beitrag, in welchem zwei Interviews ausgewertet werden. Abgeschlossen wird der Fokus auf Christus als Heilsmitte durch den Bruder des Verabschiedeten, Erich Mauerhofer (209–220). In einem praktisch-theologischen Aufsatz mit erbaulichem Charakter beschäftigt er sich mit der „Umgestaltung ins Bild Jesu“.
Der folgende große Abschnitt über Christus als die „Mitte der Verkündigung“ führt nun auf das Feld der Homiletik, in dem Mauerhofer als Lehrer hauptsächlich tätig war. Matthias Kradolfer führt den Abschnitt mit dem aristotelischen Grundsatz der Rhetorik ein, nach dem ein Vortrag die Ebenen des logos, des ethos und des pathos beinhalte (223–238). Diese wendet Kradolfer auf die christliche Predigt an. Dagegen wirft Horst Schaffenberger für seine homiletischen Ausführungen einen interessanten, wenn auch nicht ganz umfassenden Blick auf die Propheten des Alten Testaments (239–252), da er die vor-exilischen Gerichtspredigten vollständig ausblendet. Martin Hohl reflektiert die Homiletik von dogmatischer Seite, indem er eine „Christozentrische und trinitarische Verkündigung“ (253–266) in den Fokus stellt. Der Beitrag von Samuel Leuenberger besteht in einer Predigt über Gottes Liebe (267–272), während Stefan Schweyer mit seinem Ansatz eines christozentrischen Gottesdienstes (273–288) einen gerade für Freikirchen sehr relevanten Aufsatz beisteuert. Der Abschnitt wird abgeschlossen durch Jürg Buchegger-Müller, der ein überzeugendes Plädoyer für die Übersetzung englischer Lieder anhand von 1Kor 12–14 formuliert (289–300).
Der vierte und letzte Abschnitt geht auf Christus als die „Mitte der Gemeindepraxis“ ein. Hier beginnt Max Schläpfer mit einer Reflexion über die zentrale Stellung von Christus in der Missions- und Gemeindegründungsbewegung SPM (303–318). Diesem Einblick in die pfingstlerische Kirche der Schweiz stellt Peter Schneeberger eine Abhandlung über die schweizerische FEG-Bewegung an die Seite (319–333), wobei er ebenfalls den Aspekt der Gemeindegründung in den Fokus nimmt. Hans-Ulrich Reifler zeigt anhand eines historischen Rückblicks auf die China-Inland-Mission, wie „Mission am Puls der Zeit“ aussehen kann (335–346), wonach Wilhelm Faix mit „Familie leben lernen“ (347–362) die Familie als ein relevantes Feld des christlichen Lebens in den Vordergrund rückt. Dieser schließt den sehr empirisch orientierten vierten Teil und damit die gesamte Festschrift ab.
Es handelt sich bei „Christozentrik“ um eine – bei einer Festschrift auch zu erwartenden – sehr bunte Vielfalt von Aufsätzen, die in ihrer Form, ihren Inhalten und auch ihrem Niveau stark unterschiedlich ausgeprägt sind. Die vier Teile ordnen die Beiträge zwar in sinnvoller Weise und deuten so auf die Vielfalt dessen hin, was Christozentrik bedeuten kann. Als Forschungsbeitrag mit rotem Faden kann die Festschrift aber nicht gelten. Ihr Wert besteht vielmehr darin, dass vielfältige Anstöße gegeben werden. Auf diese Weise ermutigt sie zu praktischem und kreativem Weiterdenken.
Viktor Martens, M.A., Gemeindereferent der ECB Günzburg
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