Praktische Theologie

Stefan Schweyer (Hg.): Gemeinsam singen im Gottesdienst

Stefan Schweyer (Hg.): Gemeinsam singen im Gottesdienst. Empirische und theologische Reflexionen, Wien / Zürich: LIT, 2016, 100 S., € 24,90, ISBN 978-3-643-80224-8

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Ein Gottesdienst ist ohne das Singen kaum vorstellbar. Dennoch gehen die Vorstellungen vom gemeinsamen Singen oft weit auseinander. Der vorliegende Band ist das Ergebnis einer Tagung am 19. Juni 2016 an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule (STH) Basel. Dort ist der Herausgeber Stefan Schweyer Assistenzprofessor für Praktische Theologie und will mit diesem Buch dazu beitragen, dass man aktiv und konstruktiv über den Gemeindegesang nachdenkt (8). Ganz bewusst hat er als Referenten dieser Tagung unterschiedlich geprägte Autoren zu unterschiedlichen Themen und aus verschiedenen Denominationen fachspezifisch eingebunden.

Armin Mauerhofer, Emeritus für Praktische Theologie an der STH Basel und Pfarrer der Freien evangelischen Gemeinde in Zürich, schreibt über die Bedeutung des Singens für die christliche Gemeinde. Seinen Impuls entnimmt er einigen Wortstudien des Neuen Testaments und der Auslegung von drei zentralen neutestamentlichen Stellen zum Thema Gesang. Seine Schlussfolgerung ist nachvollziehbar: der Gesang in der Gemeinde sei „nicht ein schmückendes Beiwerk“ (19), sondern habe eine wichtige Bedeutung im Gottesdienst. Deshalb sollten die Liedtexte biblische Inhalte verständlich und auf Christus ausgerichtet vermitteln.

Der Musikwissenschaftler und Kirchenmusiker Stephan Reinke liefert das Ergebnis und die Schlussfolgerungen aus einer empirischen Untersuchung zum Thema Singen im Gottesdienst. „Dem gottesdienstlichen Singen geht es in seiner Gesamtheit gut“ (34), so das Ergebnis von Reinkes Studie. Er stellt sodann Überlegungen an, woher die Diskrepanz zwischen den Ergebnissen der Umfrage und konträren Stimmen zum Gesang im Gottesdienst kommen und bietet Lösungsansätze an, ohne aber eine letzte Antwort zu haben. – Stefan Schweyer gibt Beobachtungen und Erkenntnisse aus einer empirischen Erforschung freikirchlicher Gottesdienste wieder, die er in den Jahren 2013–2015 in unterschiedlichen Freikirchen in der Schweiz durchgeführt hat. Er weist den hohen Stellenwert des Singens im Gottesdienst nach und bemerkt eine gewisse Dissonanz zwischen Inhalt, Performance und Position des Liedes im Gottesdienst (59). Er fordert in seiner Schlussbemerkung mehr Stimmigkeit und eine bessere theologische Reflexion des gemeinsamen Singens.

Der Organist und Titularprofessor Andreas Marti aus Bern erörtert anhand von zehn Thesen das Thema Sprache und Musik in ihrem Zusammenspiel. Dass dies nur ein Denkanstoß sein kann, ist ihm bewusst. Er will, dass man sich die Frage stellt: „Verstehst du auch, was du singst?“ (81), worauf sich jeder Leser nur selbst die Antwort geben kann. – Auch Jürg Buchegger ist STH-Dozent und lehrt in der Praktischen Theologie. Er sucht nach theologischen Kriterien für die Beurteilung von alten und neuen Liedern. Dabei geht er exemplarisch auf einige Lieder ein und prüft sie auf ihren theologischen Gehalt hin. Unabhängig davon, ob man im Einzelnen mit ihm übereinstimmt, regt der Artikel zum Nachdenken darüber an, was und wie wir singen.

Zum Schluss bieten Susanne Hagen und Stephanie Korinek, die beide am Theologischen Seminar St. Chrischona dozieren, einige Praxisimpulse zum Singen im Gottesdienst, die grundsätzlich wertvoll sind, aber situationsbezogen im je eigenen Kontext bedacht werden müssen.

Es ist erfreulich, dass dem Thema Singen im Gottesdienst durch diese Publikation Beachtung geschenkt wird. Sie regt zum Nachdenken über unser gemeinsames Singen an und ist für jeden, der an Gottesdienstgestaltung beteiligt ist, als Lektüre zu empfehlen.

 

Dr. Heinrich Derksen, Dozent und Direktor Bibelseminar Bonn

 

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