Altes Testament

Herbert H. Klement (Hg.): Gott erkennen, Menschen verstehen

Herbert H. Klement (Hg.): Gott erkennen, Menschen verstehen. Alttestamentliche Linien zur Lehre von Gott und zur Anthropologie, Studien zu Theologie und Bibel Bd. 15, Münster: Lit, 2016, Pb., 137 S., € 29,90, ISBN 978-3-643-80219-4

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Der Verfasser, emeritierter Professor für Altes Testament an der Staatsunabhängigen Hochschule Basel (*1949), legt mit diesem Band seine Abschiedsvorlesung (2015) sowie drei frühere Studien zu Gotteslehre und Anthropologie des Alten Testaments vor: 1. Die Abschiedsvorlesung behandelt das „Doppelgebot der Liebe als Summa der Theologie des Alten Testaments“ (9–41). Es folgen 2. „Gott und die Götter im Alten Testament“ (43–82, ursprünglich 1997), 3. „‚Adam, wo bist du?‘ Zur Kommunikation von Gott und Mensch in alttestamentlicher Anthropologie“ (83–103, urspr. 2002), 4. „Mensch und Sünde in der Urgeschichte“ (105–137, urspr. 2004). Nur bei Nr. 1 handelt es sich um eine Erstveröffentlichung. Nr. 2 erschien im Jahrbuch für evangelikale Theologie 1997. Nr. 3 und 4 wurden zunächst in Bänden gedruckt, die im gleichen Jahrbuch bereits besprochen wurden: Zu Nr. 3 siehe JETh 17, 2003, 393–396 (von Wolfgang Becker), zu Nr. 4 siehe JETh 19, 2005, 308–313 (von mir). Der ganze Band wurde auch von Harald Seubert in der Zeitschrift „Diakrisis“ (Jg. 37, Heft 3/2016, 163–165) rezensiert.

Angemessen erscheinen daher nur noch einige Anmerkungen zur Abschiedsvorlesung über das Doppelgebot der Liebe (9–41). Die These des Vf. besteht darin, dass am Doppelgebot die Kontinuität der Testamente aufgewiesen werden kann im Gegensatz zu einer auf Kosten des Alten Testaments und des Judentums behaupteten Neuheit des Liebesgebots. Denn es sind gerade die durch Gottes direktes Eingreifen bzw. durch gewichtige Ermahnungen am stärksten herausgehobenen Texte des Alten Testaments, die die Liebe zu Gott und Mitmensch als Zentrum des biblischen Glaubens etablieren: Ex 20 und Dtn 6 bzw. Dtn 32. Martin Hengel irrte, als er die von Jesus gezogene Verbindung von Dtn 6,5 und Lev 19,18 als „absolutes Novum“ bezeichnete (10). Die damit einhergehende und von Klement scharf und luzide bekämpfte Abwertung des Alten Testaments findet sich – gerade heiß diskutiert – noch gravierender bei Notger Slenczka (11; vgl. meine Besprechung von dessen Sammelband „Vom Alten Testament und vom Neuen“). Der Dekalog fügt sich mit der von Julius Steinberg vorgestellten konzentrischen Struktur um das Lebensgebot (34) herum sehr gut ein in die Beobachtung, dass Gottes- und Nächstenliebe nicht erst von Jesus miteinander verbunden wurden. Konstruktiv anregend wirkt der Beitrag nicht zuletzt für die Lehren von Gottes Namen und seinen Eigenschaften (Verhältnis Heiligkeit und Liebe) sowie für den Stellenwert des Schriftbezugs jüdischer und christlicher Frömmigkeit.

Der Beitrag wie der ganze Band stellt eine Summe langjähriger Forschung am Alten Testament dar; zugleich ist er ein eindrückliches Zeugnis von der Fruchtbarkeit einer vom Endtext ausgehenden kanonischen Lektüre. Es sind gerade Studien wie diese, die wir brauchen, um der bibellesenden Gemeinde die völlige Unverzichtbarkeit und die quellfrische Unerschöpflichkeit einer Theologie deutlich zu machen, die von der Einheit der Schrift und Christus als ihrem Zentrum ausgeht.

 

Pfr. Dr. Stefan Felber, Dozent für Altes Testament am Theologischen Seminar St. Chrischona

 

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